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Seitensprung - Wenn Liebe fremdgeht - Vertrauen heilen und neue Wege finden!

  • Autorenbild: Bettina Cornelius
    Bettina Cornelius
  • 2. März
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Okt.


Ein Herz verschwindet im Meer

Ein Seitensprung ist eine der tiefgreifendsten Erschütterungen, die eine Beziehung erleben kann. Er bringt intensive Gefühle wie Wut, Schmerz, Enttäuschung und Trauer mit sich und stellt das Vertrauen in Frage. Doch inmitten dieses Chaos gibt es auch Raum für Verständnis, Heilung und vielleicht sogar einen Neuanfang.


Wie kann ein Seitensprung verarbeitet werden? Wie kann Vertrauen wieder aufgebaut werden? Und wenn ein gemeinsamer Weg nicht mehr möglich ist, wie gelingt eine respektvolle Trennung – besonders wenn Kinder involviert sind?


Warum kommt es zu einem Seitensprung?

Ein Seitensprung geschieht selten aus dem Nichts. Beziehungen sind lebendige Systeme, die sich ständig verändern. Oft sind es unbemerkte Dynamiken oder unerfüllte Bedürfnisse, die über die Zeit zu Distanz führen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

Fehlende Kommunikation: Wenn unausgesprochene Gefühle und Bedürfnisse sich aufstauen.

Emotionale Distanz: Ein Partner fühlt sich nicht mehr gesehen oder verstanden.

Alltagsroutine und Langeweile: Das Gefühl, festzustecken und sich nach Lebendigkeit zu sehnen.

Suche nach Bestätigung: Der Wunsch, sich wieder begehrt und wertgeschätzt zu fühlen.

Statt nur die Handlung des Fremdgehens zu betrachten, hilft es, das gesamte Beziehungssystem zu reflektieren. Ein Seitensprung ist oft ein Symptom, kein isoliertes Fehlverhalten.

Einfühlsam und ohne Schuldzuweisungen – Die systemische Perspektive auf einen Seitensprung

In meiner Arbeit als systemische Paarberaterin ist es mir besonders wichtig, einen geschützten, neutralen Raum zu schaffen, in dem beide Partner mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen gehört werden. Schuldzuweisungen helfen nicht weiter – stattdessen geht es darum, zu verstehen, was zur aktuellen Situation geführt hat und welche Veränderungen möglich sind.

Ein respektvoller Umgang mit den verletzten Gefühlen beider Seiten ist essenziell. Wer betrogen wurde, trägt tiefen Schmerz. Wer fremdgegangen ist, kämpft oft mit Schuldgefühlen oder innerer Zerrissenheit. Beide Perspektiven verdienen es, mit Mitgefühl betrachtet zu werden. Denn nur, wenn alle Emotionen Raum bekommen, kann Veränderung beginnen.

Vertrauen nach einem Seitensprung wieder aufbauen – Ist das möglich?

Viele Paare fragen sich: Kann Vertrauen nach einem Seitensprung jemals wiederhergestellt werden? Die Antwort darauf ist individuell. Doch einige grundlegende Schritte können helfen:

Ehrlicher und offener Austausch: Beide Partner sollten die Möglichkeit haben, ihre Gefühle und Gedanken auszusprechen.

Verständnis für die Ursachen entwickeln: Der Seitensprung war oft nicht der Anfang der Krise, sondern ein Ausdruck von etwas Tieferliegendem.

Geduld und Zeit für Heilung: Vertrauen kann nicht von heute auf morgen zurückkehren, sondern wächst langsam durch Verlässlichkeit und echte Veränderungen.

Neue Formen der Nähe und Verbindung finden: Anstatt nur „zum Alten“ zurückkehren zu wollen, kann es hilfreich sein, gemeinsam neue Rituale und Kommunikationswege zu schaffen.

Seitensprung als Wendepunkt – Wann kann eine Trennung der richtige Weg sein?

Manchmal führt die gemeinsame Reflexion zur Erkenntnis, dass die Beziehung in ihrer bisherigen Form nicht weitergeführt werden kann. Dann stellt sich die Frage: Wie können wir respektvoll auseinandergehen, ohne noch mehr Verletzungen zu verursachen?

Gerade wenn Kinder involviert sind, ist eine liebevolle und wertschätzende Trennung besonders wichtig. Kinder spüren die emotionale Atmosphäre zwischen den Eltern und leiden, wenn Streit und Schuldzuweisungen den Abschied bestimmen. In der systemischen Beratung begleite ich Paare dabei, ihre Trennung so zu gestalten, dass sie achtsam und respektvoll bleibt – mit Blick auf die individuellen Bedürfnisse aller Beteiligten.


Praxisbeispiel: Anna und Tobias – Vom Scherbenhaufen zur Klarheit

Anna (39) und Tobias (41) waren seit 14 Jahren ein Paar, Eltern von zwei Kindern (6 und 9 Jahre) und führten ein scheinbar stabiles Leben. Doch unter der Oberfläche gab es schon lange eine Distanz, die keiner von beiden bewusst wahrhaben wollte. Tobias war beruflich viel unterwegs, oft erschöpft, wenn er nach Hause kam. Anna fühlte sich zunehmend als „Organisatorin der Familie“, aber nicht mehr als Frau gesehen.

Eines Abends entdeckte Anna eine Nachricht auf Tobias’ Handy – liebevolle Worte an eine andere Frau. Sie konfrontierte ihn sofort, und nach einigem Zögern gestand Tobias, dass er seit mehreren Monaten eine Affäre hatte. Für Anna war es, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.

„Wie konntest du das tun? War alles eine Lüge? Liebst du sie?“

„Ich weiß es nicht. Ich wollte das nicht, aber ich fühlte mich… lebendig. Und mit dir war in letzter Zeit… nichts mehr.“


Der Streit war heftig, voller Wut, Tränen und Sprachlosigkeit. Anna wollte ihn sofort rauswerfen, Tobias wollte fliehen, weil er sich für seine Tat schämte, aber gleichzeitig nicht wusste, wie er es „rückgängig machen“ konnte.

Die nächsten Tage waren ein Wechselbad der Gefühle. Anna war zerrissen zwischen Schmerz und dem Wunsch nach Antworten. Tobias fühlte sich schuldig, wusste aber auch nicht, ob er sich für seine Ehe oder die neue Beziehung entscheiden sollte.

Systemische Beratung als Wendepunkt

Beide hatten Angst vor einer endgültigen Entscheidung, also suchten sie Unterstützung in der systemischen Paarberatung – zunächst mehr aus Verzweiflung als aus Hoffnung.

1. Ein Raum, in dem ALLE Gefühle Platz haben

In der ersten Sitzung sprach vor allem Anna:

Ihre tiefe Verletzung, die Demütigung, belogen worden zu sein und die Angst, nie wieder vertrauen zu können.

Tobias hörte zu, sprach wenig, wirkte abwesend. Doch als er gefragt wurde, „Was fehlt dir in eurer Beziehung?“, platzte es aus ihm heraus:

„Ich hatte das Gefühl, nur noch ein Versorger zu sein. Zu Hause ging es nur um die Kinder, die Einkäufe, die Pläne für die Woche. Ich habe mich lange nicht mehr gesehen gefühlt… und ich habe nie etwas gesagt.“

Es war ein schmerzhafter Moment – für beide.

Anna fühlte sich verraten und gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie selbst viel zurückgehalten hatte: „Ich habe mich auch nicht mehr gesehen gefühlt – aber ich bin nicht fremdgegangen!“

Hier begann die eigentliche Arbeit.

2. Die Kinder – Ihre Gefühle nicht übersehen

Während Anna und Tobias mit ihren Emotionen kämpften, waren auch die Kinder von der angespannten Atmosphäre betroffen. Ihr neunjähriger Sohn wurde stiller, wollte nicht mehr sprechen. Die sechsjährige Tochter begann, häufiger nach Mama und Papa zu fragen, wollte nicht mehr allein schlafen.

Kinder spüren mehr, als Eltern oft annehmen. Selbst wenn sie nicht genau wissen, was passiert, merken sie, dass etwas nicht stimmt.

In der Beratung wurde daher ein besonderer Fokus darauf gelegt, wie Anna und Tobias mit ihren Kindern über die Situation sprechen konnten:

Kindgerechte, ehrliche Kommunikation: Keine Details über den Seitensprung, aber klare Botschaften wie „Mama und Papa haben gerade eine schwierige Zeit, aber wir sind weiterhin für euch beide da“.

Stabilität schaffen: Trotz emotionalem Chaos Routinen beibehalten (gemeinsame Mahlzeiten, Einschlafrituale).

Verantwortung übernehmen: Den Kindern vermitteln, dass sie keine Schuld an den Konflikten der Eltern haben.

Emotionen der Kinder ernst nehmen: Sie dürfen traurig oder wütend sein – ohne dass Eltern das als persönlichen Angriff sehen.

Ein besonderer Moment war, als Anna sagte:„Mir war nicht bewusst, wie sehr die Kinder unsere Anspannung fühlen. Ich will nicht, dass unser Streit sie noch mehr verunsichert.“

3. Entscheidung: Gemeinsamer Weg oder Trennung?

Nach einigen Wochen der Beratung war klar: Die Beziehung konnte so nicht weitergehen. Doch bevor eine endgültige Entscheidung fiel, probierten sie einen neuen Umgang miteinander aus:

Ehrliche Gespräche – nicht über den Alltag, sondern über Gefühle.

Weniger Vorwürfe, mehr Zuhören.

Jede Woche ein bewusstes Treffen – nicht als Eltern, sondern als Paar.

Doch nach drei Monaten spürten sie beide: Die Verletzungen waren zu tief, die Verbindung nicht mehr dieselbe. Sie entschieden sich für eine Trennung – aber eine bewusste, keine zerstörerische.

„Wir haben es versucht. Aber vielleicht ist unsere Liebe einfach in eine andere Richtung gewachsen.“ Statt sich weiter zu verletzen, wollten sie ihre Energie darauf verwenden, als Eltern gut zu funktionieren.


Besonders wichtig in der Beratung war daher:

Die Kinder einfühlsam begleiten: Sie wurden in die Veränderung einbezogen, ohne überfordert zu werden.

Ein wertschätzender Umgang trotz Trennung: Keine Schuldzuweisungen vor den Kindern.

Eltern bleiben – auch wenn man kein Paar mehr ist.

4. Heilung braucht Zeit

Auch nach der Trennung war der Prozess nicht vorbei.

Anna kämpfte mit Wut, Einsamkeit und Selbstzweifeln. Tobias musste sich mit seinen Schuldgefühlen auseinandersetzen und lernen, Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen.

In der Beratung wurde betont:

Heilung ist kein linearer Prozess. Rückschläge gehören dazu.

Jeder braucht seinen eigenen Weg. Manche holen sich weitere Unterstützung, andere brauchen Zeit für sich.

Auch nach der Trennung gibt es Entwicklung. Ein respektvoller Umgang ermöglicht, dass beide ihr Leben neu gestalten können.

Fazit: Kein „Happy End“ – aber ein Weg

Die systemische Beratung half Anna und Tobias, ihre Situation klarer zu sehen, anstatt sich nur in Schuldzuweisungen und Schmerz zu verlieren.

Sie konnten den Seitensprung als Symptom einer tieferen Krise begreifen.

Sie fanden heraus, dass Vertrauen nicht nur durch Worte, sondern durch gelebte Veränderung entsteht.

Sie gingen auseinander – aber mit Respekt, besonders für ihre Kinder.



Ein Seitensprung bedeutet nicht das Ende – sondern kann ein Wendepunkt sein

Ein Seitensprung bedeutet nicht zwangsläufig das Ende einer Beziehung. Doch egal, ob ein Paar sich für einen gemeinsamen Neuanfang oder für eine Trennung entscheidet – der Weg dorthin kann mit Respekt, Empathie und Klarheit gegangen werden.

In meiner systemischen Paarberatung biete ich Ihnen einen Raum, in dem Verletzungen gehört, Perspektiven gewechselt und Lösungen gefunden werden können. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, was für Sie persönlich und als Paar der stimmige Weg ist.

Wenn Sie Unterstützung auf diesem Weg suchen, melden Sie sich für ein kostenloses erstes Kennenlernen. Stimmen für beide Seiten die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit, vereinbaren wir noch während des Telefonats einen Termin für das Erstgespräch.


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Bettina Cornelius

  • Systemische Therapie und Beratung

    (IGST e.V., Heidelberg, zertifiziert bei der SG Systemische Gesellschaft)

  • weitere Ausbildungen u.a.:

  • Systemische Angsttherapie (Dr. Bernd Schumacher),

  • Curriculum Systemische Paartherapie (Nele Sehrt) Curriculum Systemische Sexualtherapie (Prof. Dr. Ulrich Clement)




 
 
 

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